Fleisch – Eine Ausstellung über das Innenleben

Animal Carcass Cold Room Butcher  - MIKELANGE / Pixabay
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Fleisch ist eine Menge Dinge auf einmal. Ein Lebensmittel auf unserem Teller, ein Konsumgut in der Metzgerei, ein Rohstoff im Schlachthof, ein Tier auf dem Bauernhof. Fleisch hat direkte Auswirkungen auf den Klimawandel und auf die Rechte der Tiere. In den letzten 150 Jahren hat die Fleischproduktion massiv zugenommen, und viele fragen sich jetzt, ob es richtig ist, weiterhin Fleisch zu essen. Egal, ob es Lust oder Abscheu hervorruft, Fleisch war schon immer ein bevorzugtes Thema in Kunst und Literatur. In "Fleisch – Eine Ausstellung über das Innenleben" schildert die Schweizerische Nationalbibliothek diese Entwicklung und hinterfragt die Rolle dieser Substanz, die sowohl lebendig als auch ware und lebensmittel der Wahl ist. Die Ausstellung ist vom 4. März bis 30. Juni 2021 zu sehen.

Was für ein seltsames Fleisch! Bevor sie ein schönes Stück auf unserem Teller wird, muss sie das Land verlassen und durch die Metzgerei und den Schlachthof gehen. Der Weg, den sie geht, wirft mehrere Fragen im Zusammenhang mit Gesundheit, Tierschutz und Umwelt auf: Was verbirgt sich also darin? Welchen Platz hat sie in der Geschichte? Hat sie noch einen Zukunftsgeschmack? Der Fleischkonsum in der Schweiz hat sich in den letzten 150 Jahren erheblich verändert. Die neuen Produktions- und Verbrauchsmuster werfen Fragen über die Grenzen des Erträglichen für Mensch und Tier auf. Problematische Abholzungsbedingungen, systematischer Einsatz von Antibiotika, Abholzung des Regenwaldes zugunsten von Anbauflächen: Die Debatte über allesfressende, vegetarische oder vegane Ernährung ist aktueller denn je. Indem wir zwischen einem Cervelas oder einem Stück Käse wählen, definieren wir unsere Werte und unsere Identität. Ethik versteckt sich am Ende unserer Gabel.

Lust auf Fleisch – Ekel für Fleisch

In "Fleisch – Eine Ausstellung über das Innenleben" schildert die Schweizerische Nationalbibliothek diese Entwicklung und stellt die Rolle dieses Stoffes in Frage, der sowohl ein Lebewesen als auch eine Ware und ein Lebensmittel der Wahl ist. Die Multimedia-Ausstellung besteht aus fünf Teilen: "Verzicht", "Präsentieren", "Essen", "Würstchen machen" und "Schießen". Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Objekte und Werke aus der Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek, ein Beweis für das Interesse vieler Künstler und Autoren an Fleisch, das es belustigt oder abstoßend ist.

Während das Vorhandensein bestimmter Exponate offensichtlich ist, sind andere überraschender: Wenn es um Fleisch geht, spielt die Präsentation eine wesentliche Rolle. Die ganze Kunst des Metzgers besteht in der Tat darin, die Körper toter Tiere in schöne Scheiben mit präzisen Normen zu zerlegen, um diese Stücke appetitlich zu machen. Die Union Professionnelle Suisse de la Viande veröffentlicht übrigens regelmäßig Informationen über die Nomenklatur der Fleischstücke. Die Besucher der Ausstellung können das Fleisch sozusagen durch die Augen der Metzger sehen.

Frikadellen sind eine universelle Kunstform: Das ist eine der Ideen, die Daniel Spoerri in seiner provokativen Dissertation über Hackfleischbällchen ("A Disstation on Keftedes") entwickelt. Beim Studium dieses Delikatesses folgt der Künstler mit Bravour den Linien, die Kunst, Literatur und Wissenschaft verbinden. Auch durch seine Rezeptordner erweist sich Spoerri als Meister der "eat art". Diese enthalten Anweisungen – von Künstlerfreunden illustriert – zum Kochen bestimmter Lebensmittel wie Gehirn, weiße Nieren oder Blut.

Die Wurst ist eine fast unerschöpfliche Inspiration für Kunst und Literatur: Sei es aus der Perspektive des Kannibalismus in "Die Wurst", einer der ersten Berichte von Friedrich Dürrenmatt, von Humor in Carl Spittelers Gedicht "Salami" oder aus der Ordnung in den Plakaten ("Wurstmappe" von Christoph Hänsli).Die Wurst wird auch bei den Werbekunden geschätzt. Die Bell SA rühmt die Produkte aus ihren Schlachthöfen mit einer modernen Sprache, die Schweizer Haushalte begeistert, wie das Plakat für den Tod im Atelier Eidenbenz und das Bell-Plakat der Schweizer Grafikerin Lora Lamm zeigen, die beide in der Ausstellung zu sehen sind.

In seinem Roman "Blösch" stellt der Schweizer Autor – und ausgebildete Metzger – Beat Sterchi eine eindrucksvolle Darstellung eines Schlachthofs dar. Die Ausstellung zeigt nicht nur ihr Buch, sondern auch die in "Blösch" veröffentlichte Liste der Kühe und ihren Entwurf des Romans.

"Fleisch – Eine Ausstellung über das Innenleben" ist eine Einladung, aus verschiedenen Blickwinkeln die seltsame Sache fleisch zu erforschen. Die Ausstellung ist vom 4. März bis 30. Juni 2021 in der Schweizerischen Nationalbibliothek zu sehen.

Vom 4. März bis 30. Juni 2021, montags bis freitags, von 9 bis 18 Uhr, Eintritt frei.

Admin.ch – Government-Portal der Schweiz – Quelle und Details release

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